Die Situation aus der die Bergkapelle entstand

Die Wiege der Bergkapelle lag in dem Doppeldorf Birken und Honigsessen. Der folgende Abschnitt, der den Festschriften zum 50. und 60. Gründungsfest entnommen ist, schildert die Situation, aus der heraus die Bergkapelle entstanden ist.

Um die Jahrhundertwende, als die beiden Bergmannsdörfer Birken und Honigsessen weit abseits der großen Welt, jedes für sich, noch tief versteckt im Walde lagen, fanden sich musikinterresierte Bergleute, der in der Nähe von Honigsessen gelegenen Erzgrube „Geyersecke“ zusammen, um eine Blaskapelle zu gründen. Man schrieb damals das Jahr 1903. Unterstützung fanden diese Bergleute durch den damaligen Obersteiger Geisbe.

Der Gründungsort der Bergkapelle: Die Grube „Geyersecke“ in Honigsessen und die Lehnskapelle um 1900

Die völlige Abgeschiedenheit ohne Massenmedien und jegliche Verkehrsmöglichkeit hatte vorher schon immer Bergleute nach getaner Arbeit zu Musikinstrumenten, zum Beispiel Flöte oder Zither, greifen lassen, oder sie veranlasst, sich dem Gesang zu widmen. Bezeichnend für das Interesse an Musik und Gesang ist, dass die ältesten Vereine unserer heutigen Dorfgemeinschaft der Kirchenchor „Cäcilia“ Birken und die Bergkapelle Birken-Honigsessen sind.

Trotz größter finanzieller Schwierigkeiten ist es folgenden Männern gelungen, Instrumente zu beschaffen und regelmäßig Proben abzuhalten: Peter Wagner, Josef Alzen, Peter Hähner, Richard Hombach, Josef Hombach, Johan Wagner, Wilhelm Linke, Jakob Kalkert, Karl Reifenrath, Reinhard Hombach, Josef Hähner, Peter Reifenrath.

Musikverein „Glück auf“ um 1908

Als einziger Gründer konnte Richard Hombach, der die erste Niederschrift in das wiederaufgetauchte Protokollbuch schrieb, das 60jährige Jubiläum 1963 noch miterleben. Dem Zufall ist es zu verdanken, dass mit dem ersten Protokollbuch die wechselvolle Geschichte des neu gegründeten Vereins lückenlos nachvollzogen werden kann.

Mag es Ironie oder Schicksal sein. Jedenfalls dokumentiert gleich das erste Protokoll, wie unzertrennlich die beiden Orte Birken und Honigsessen miteinander verbunden sind.
Sicherlich haben auch die Vereinsnamen mit dazu beigetragen, dass fast ein dreiviertel Jahrhundert später, als im Zuge der Datenverarbeitung die Aufsichtsbehörde den zu langen Doppelnamen Birken-Honigsessen ablehnte und nur Birken oder Honigsessen gelten lassen wollte, sich das Traditionsbewusstsein der Bürger von Birken-Honigsessen als ein Sieg der Vernunft über das manchmal allzu bürokratische Handeln der Behörden durchsetzte.

In ihrer 100jährigen Vereinsgeschichte erlebte auch die Bergkapelle Höhen und Tiefen. Ein junger Verein konnte sich nur durch Opferbereitschaft und Idealismus seiner Mitglieder weiterentwickeln. Mitentscheidend war stets der persönliche Einsatz der Vorstandsmitglieder und das musikalische Können des Kapellmeisters. Nachdem Kapellmeister Peter Wagner 1909 nach Trier verzogen war, übernahm für mehrere Jahre Schriftführer Heinrich Leidig zusätzlich die musikalische Leitung. Besonderen Wert legte man auf die regelmäßige Teilnahme an den Proben. Mit „Lohnabzug“ hatte derjenige zu rechnen, der ohne sich vorher beim Kapellmeister entschuldigt zu haben, bei „Musikstücken“ fehlte.

Einen tiefgreifenden Einschnitt in das Vereinsleben brachte der Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Da viele Musiker ihre Musikuniform mit dem Militärrock tauschen mussten, war der Verein gezwungen, 1914 seine Arbeit einzustellen. Fünf Musiker sollten aus dem Krieg nicht mehr zurückkehren.

 

Zwischen den Weltkriegen

Nach sechs Jahren Zwangspause nahm der Verein 1920 seine Arbeit wieder auf. Nicht nur die Kriegsjahre hatten die Bevölkerung in Not und Elend gebracht, sondern auch die Grube Geyersecke erwies sich mit der Zeit als wenig rentabel und musste geschlossen werden. So sah man jetzt den Bergmann täglich einen Weg von eineinhalb bis zwei Stunden zur Grube „Vereinigung“ Katzwinkel machen, um sich der schweren Bergarbeit zu unterziehen.

In der ersten Jahreshauptversammlung nach dem Krieg fasste man unter anderem den Beschluss, sich der Grube „Vereinigung“ Katzwinkel als Bergkapelle zur Verfügung zu stellen. Der Verein verpflichtete sich, bei allen freudigen und traurigen Anlässen des Betriebes zu spielen. Ihrerseits stiftete die Grubenverwaltung die erste Bergmannsuniform.

Der Musikverein erhielt jetzt den Namen „Bergkapelle Vereinigung Honigsessen“. Nicht nur in der neuen Namensgebung erfuhr die Kapelle eine Veränderung. Durch persönliches Engagement und neue Ideen gelang es Hubert Reinery, der dem Verein 1907 als junger Musiker beigetreten war, das musikalische Niveau zu steigern. Er war auf Vorschlag der Grubenverwaltung als „dauernder“ Kapellmeister von allen Mitgliedern anerkannt worden. Sein Name ist untrennbar mit dem Wachsen, Ruhen und dem abermaligen Neubeginn nach Ende des Zweiten Weltkrieges bis zu seinem Tode im Jahre 1953 verbunden.

So wie die Zeitgeschichte durch den jeweiligen Zeitgeist geprägt wird, so wurde auch die Vereinsgeschichte zwischen den beiden Kriegen durch politische Strömungen und die schwankende Wirtschaftslage in starkem Maße beeinflusst.

Gerade in den Nachkriegsjahren brachten die Musiker große finanzielle und persönliche Opfer. Die Aufzeichnungen in den einzelnen Protokollen legen dafür ein beredtes Zeugnis ab. Die Zeit der schleichenden, galoppierenden, schließlich explodierenden Inflation und Rentenmark erfasste auch die Bergkapelle.

Aufgrund der Eintragungen vermag man die Verarmung des größten Teils der Bevölkerung ungefähr darzustellen. Auf der Jahreshauptversammlung im März 1924 betrug der Kassenbestand 727 Papiermark und 0,54 Goldmark.

Es wurde beschlossen, die 727 Papiermark zu streichen und nur die 0,54 Goldmark als Kassenbestand weiterzuführen.

Im Jahre 1923 hatte Obersteiger Schneider von der Grube „Vereinigung“ das Präsidium der Kapelle übernommen. In seiner Ansprache lobte er die Tüchtigkeit der Kapelle, ermahnte aber auch gleichzeitig die Mitglieder, „fernerhin ihre Pflicht und Schuldigkeit zu tun.“ Zum Schluss wünschte er der Kapelle Blühen und Gedeihen.

Dass die Kapelle unter der Stabführung von Hubert Reinery auch nach außen hin einen guten Namen hatte, beweisen ihre Auftritte außerhalb von Birken und Honigsessen. So gaben die Musiker zum Beispiel 1926 auf Schloß Schönstein ein Konzert.

Mehr als ein Jahrzehnt später sollten ihre Auftritte für propagandistische Zwecke missbraucht werden. Bereits in der Nacht vom 8./9. November 1923 versuchte Adolf Hitler seinen ersten Griff nach der Macht. Was ihm 1923 nicht gelang, erreichte er 1933 durch die psyeudolegale Machtergreifung.

Von der damaligen politischen Strömung blieb auch die Bergkapelle nicht verschont. Viel Verständnis sollte jeder aus heutiger Sicht für die damaligen Beweggründe aufbringen. Wohl oder Übel mussten sie sich dem Zeitgeist anpassen und unterordnen. Fortan wurde aus dem Vorsitzenden der Bergkapelle ein „Vereinsführer“, der die Versammlung mit dem deutschen Gruß eröffnete und auch wieder schloss.

Wie jeder Gruppierung, so konnte sich die Bergkapelle dem Spendenaufruf nicht entziehen. Brauchte man doch für den „vaterländischen“ Krieg jede nur denkbare Unterstützung, sei es auch nur eine Metallspende.

Da die Bergkapelle Ende der dreißiger Jahre für propagandistische Zwecke missbraucht werden sollte, ließen die Musiker den Verein lieber ruhen. Es sollte sich das gleiche Schicksal wiederholen, wie in den Kriegsjahren 1914 bis 1918. Nur sollte es noch verhängnisvoller werden. Viele wurden zu den Waffen gerufen. Und viele kehrten nicht mehr aus dem furchtbarsten Krieg aller Kriege heim.

 

Der Neubeginn

Als der große „Spuk“ vorüber war, als nach tiefstem Fall unseres Vaterlandes ein Neuanfang zu setzen war, da griff Hubert Reinery wieder zum Taktstock. Mit Enthusiasmus versammelten sich die noch verfügbaren Musiker um ihren Kapellmeister zu einem Neubeginn. Neue Situationen erforderten neue Formen und neue Ideen. Zielstrebig ging man daran, für das im Jahre 1953 anstehende 50jährige Gründungsfest hinzuarbeiten. Dieses Jubiläum wurde an den Pfingsttagen vom 23. bis 25. Mai im Saale Demmer unter Mitwirkung der Ortsvereine und vieler auswärtiger Musikkapellen festlich begangen.

Schnappschuss 50-jähriges Bestehen

Leider können nicht nur Kriege eine Kapelle zur Unterbrechung und zum Neubeginn ihres Vereins zwingen, sondern auch die unausweichliche Suche nach einem neuen Dirigenten kann zwangsläufig den Beginn einer neuen Ära in der Vereinsgeschichte bedeuten. Fast vierzig Jahre stand Kapellmeister Hubert Reinery der Bergkapelle in guten und schlechten Zeiten vor. Bereits 1953 zwang ihn ein Herzleiden, immer seltener für die Musik da zu sein. Hubert Reinery wurde 1958 in Wissen zu Grabe getragen.

Die Chronisten beschrieben in der Festschrift zum Musikfest 1978, wie schwer anfangs die durch den Tod von Hubert Reinery hinterlassene Lücke wieder zu schließen war.

Nach dem Tod von Hubert Reinery oblag es seinem Bruder August Reinery, die musikalische Leitung voll zu übernehmen. August Reinery war sich der Bürde seines Erbes wohl bewusst, und es gelang ihm, einen durchaus möglichen Rückschlag zu vermeiden. Er konnte im Gegenteil die Musiker neu begeistern und im Hinblick auf kommende Aufgaben neu motivieren. Die kommenden Jahre verliefen nicht weniger erfolgreich wie die verflossenen. Hinzu kam, dass dank des Einsatzes von Peter Kern dem Verein neue junge Mitglieder zugeführt wurden, um die nun aus Altersgründen nach und nach ausscheidenden alten Veteranen zu ersetzen. Ein Generationswechsel kündigte sich zwangsläufig an. Aber zuvor hatte man sich noch ein hohes Ziel gesetzt. Der wirtschaftliche Aufschwung, den die Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte, befreite auch die Bergkapelle von ihren finanziellen Zwängen, die sie noch bei ihrem 50jährigen Gründungsfest hatte. Pfingsten 1964 sollte dann das 60jährige Jubiläum gebührend gefeiert werden. Wenn man auch nicht mehr mit den materiellen Problemen der vergangenen Jahre konfrontiert wurde, so musste die Durchführung einer solchen Veranstaltung sorgfältig geplant werden. Lobend musste der beauftragte Festausschuss erwähnt werden, der sein gestecktes Ziel bravourös erreichte. Dass dies auch erreicht wurde, dazu trugen in hohem Maße Vorsitzender Johannes Leidig, Ehrenvorsitzender Josef Müller, dessen Verdienste schon 1953 anerkennend genannt werden müssen, Kapellmeister August Reinery, sowie der Protektor dieses Festes, Eugen Braun aus Honigsessen, bei.

Viele der älteren aktiven Musiker sahen in diesem Jubiläumsfest nicht zu Unrecht den Höhepunkt ihrer Karriere. Die älteren Veteranen, die damals mit großem Idealismus der Kapelle beistanden, weilen heute nicht mehr unter uns. Unvergessen sind sie jedoch auf dem Jubiläumsfoto unter dem Torbogen des Glockenturms mit dem alten Jugendheim im Hintergrund.
Nach dem glanzvollen Zeltfest blieb die Bergkapelle, ebenso wie es vielen anderen Vereinen geschehen kann, von existentiellen Sorgen nicht verschont. Die einst jungen Musiker schieden aus Alters- oder Gesundheitsgründen aus. Auch Kapellmeister August Reinery legte den Taktstock nieder.

Jubiläumsfoto 60 Jahre Bergkapelle

In Franzikus Wagner fanden seine Musikkollegen und der Vorstand einen jungen Musiker, dem es mit viel Geschick und Ideenreichtum gelang, seine Kollegen vollauf zu begeistern. Eine langjährige Krankheit zwang ihn, die von ihm gewissenhaft übernommen Aufgabe an seinen Kollegen Herbert Fischbach weiter zu geben. Da Herbert Fischbach trotz größten persönlichen Einsatzes nicht die Unterstützung aller aktiven Mitglieder hatte, legte er nach ein paar Jahren den Taktstock nieder. Für ein Jahr führte dann der ehemalige Polizeimusiker Heinz Lippold aus Wuppertal die Bergkapelle an. Die anfängliche Begeisterung aber brachte die Bergkapelle nach kurzer Dauer in eine für sie tragisch wirkende Grenzsituation, in der eine Entscheidung fallen musste. Die Musiker waren sich einig, dass der Verein nun endgültig am Scheideweg stand.

 

Der Weg nach oben

Die aktiven Musiker mit ihrem Vorstand können glücklich sein, in Musiklehrer Hans Forler aus Mammelzen, einen Kapellmeister gefunden zu haben, der dem Verein 1975 tatkräftig mithalf, aus der verhängnisvollen Lage heraus zu kommen. Seine Bereitwilligkeit, von unten neu anzufangen, wurde von Allen durch eifriges Üben, auch außerhalb der gemeinsamen Proben unterstützt. Herr Forler begann 1976 mit der Unterweisung und Ausbildung von 25 Jungen und Mädchen im Alter von 7 bis 15 Jahren. Dass Hans Forler ein ausgezeichneter musikalischer Pädagoge – besonders im Umgang mit Kindern und Jugendlichen – ist, bewies ein Auftritt der Jugendkapelle des Kreises Altenkirchen unter seiner Leitung. Sie sorgte 1977 mit dem Kirchenchor „Cäcilia“ Birken bei einer Altenfeier im Jugendheim für heitere und unbekümmerte Stunden. Es war ein Genuss, die aus einem umfangreichen Repertoire vorgetragenen Darbietungen der Jugendkapelle zu hören. In seinen Dankesworten wusste damals Pfarrer Stams das ausgezeichnete Können dieser jungen Musikerinnen und Musiker unter der Leitung ihres Kapellmeisters zu würdigen.

Zu würdigen wissen nicht nur die Musiker, sondern auch die Bürger von Birken-Honigsessen schon längst, dass die Bemühungen von Kapellmeister und Musiklehrer Hans Forler auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Das beweisen die vielen Auftritte der Bergkapelle mit ihren jungen Musikerinnen und Musikern nicht nur bei örtlichen Auftritten und bei der Mitgestaltung des Gottesdienstes, sondern auch weit über die Heimatgrenze hinaus.

Gemeint ist hier insbesondere die im Jahre 1953 aufgenommene Tradition, bei der jährlichen Siegprozession nach Kevelaer, mitzuwirken. Dieser schöne Brauch wird bis auf den heutigen Tag weiter getragen und gepflegt. Zu würdigen sind in diesem Zusammenhang die Verdienste des stellvertretenden Kapellmeisters Bruno Stahl, der dieses Amt seit dem Rücktritt von August Reinery ausübt. Fast drei Jahrzehnte führte er die Bergkapelle bei ihren Wallfahrten nach Kevelaer an.

Kinder-Musik-Corps (1978) und Kevelaer-Wallfahrt (1962 und 1972)

 

80 Jahre Bergkapelle

Jubiläumsfoto zum 75-jährigem Bestehen

Unsere Bergkapelle ist 80 Jahre alt, und doch sah man ihr das Alter nicht an, als vom 12. – 15. Mai 1978 ihr 75. Geburtstag gefeiert wurde. Im Gegenteil, die zahlreich erschienen Gäste aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz und dem benachbarten Oberbergischen konnten sich davon überzeugen, dass die Bergkapelle „Vereinigung“ Birken-Honigsessen voll musikalischer Vitalität ist wie eh und je. Unvergessen dürften für alle die Kutschfahrten durch den Ort mit dem damals ältesten noch lebenden Mitglied Alois Hähner sein. Zu dieser Zeit gehörte Alois Hähner der Bergkapelle 66 Jahre an.

Lässt man die drei Festtage Revue passieren, muss man dem Vorstand, an der Spitze dem 1. Vorsitzenden Edmund Eiteneuer, in ganz besonderer Weise danken. Durch Engagement und persönlichen Einsatz eines jeden wurde das Musikfest 1978 zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Im Jahre 1983 legte Edmund Eiteneuer seinen Vorsitz nieder. Bis zur Hauptversammlung im Januar 1984 leitete der 2. Vorsitzende Hubert Schneider mit Unterstützung des Vorstandes den Verein.

Auf der Jahreshauptversammlung im Januar 1984 wurde Friedhelm Steiger zum 1. Vorsitzenden gewählt. Er gehörte zu diesem Zeitpunkt dem geschäftsführenden Vorstand schon seit über 10 Jahren an, und zwar in den Funktionen des Geschäftsführers und 1. Kassierers. Steiger hatte Edmund Eiteneuer in einer stets kameradschaftlichen und harmonischen Zusammenarbeit bei der Vereinsarbeit unterstützt und dabei die gleichen Ziele verfolgt. Hierdurch war eine Kontinuität in der Vereinsarbeit gewährleistet.

Friedhelm Steiger setzte erneut Akzente in der Jugendarbeit. So konnten 1986 wieder 15 Mädchen und Jungen im Alter von 8 bis 10 Jahren für die Musik begeistert und für die Bergkapelle gewonnen werden.

Hans Forler übernahm weiterhin die Ausbildung der Blechbläser. Für die Ausbildung der Klarinettenschüler konnte Herr Jörg Wellnitz aus Kirchen gewonnen werden. Die Ausbildung der Flötenschüler wurde durch Musiklehrer Heinz Baumgarten aus Betzdorf durchgeführt.

Im September 1988 wurde der Kreis Altenkirchen auf dem 5. Rheinland-Pfalz-Tag in Kaiserslautern durch die Bergkapelle musikalisch repräsentiert. Auch die Musikschüler unterstützten diesen Auftritt. Durch immer wieder neuen und unermüdlichen Einsatz bei der Werbung von Musikschülern konnte die Stärke des Klangkörpers in jeglicher Hinsicht gefestigt und gesichert werden. Die Strategie in der Vereinsführung und Vereinsarbeit hat sich bewährt und machte es möglich, natürliche Abgänge von Aktiven problemlos aufzufangen und durch nachrückende Musikschüler auszugleichen.

Rheinland-Pfalz-Tag in Kaiserslautern 1988

 

90 Jahre Bergkapelle

Jubiläumsfoto 90 Jahre Bergkapelle

1993 feierte die Bergkapelle „Vereinigung“ ihren 90. Geburtstag. Wie schon 10 Jahre zuvor, bei ihrem 80jährigen Bestehen, sah man ihr das Alter nicht an. Der 90. Geburtstag wurde im Rahmen eines großen Musik- und Zeltfestes vom 21. bis 23. Mai 1993 in einem würdigen und angemessenen Rahmen gefeiert. Viele Gäste, Musikkapellen und Chöre aus nah und fern trugen zum Gelingen des Festes bei.

Höhepunkt des Festes waren zum einen der große Festzug durch die Gemeinde, an dem sich 16 Musikkapellen, Spielmannszüge sowie zahlreiche Fußgruppen beteiligten, zum anderen der volkstümliche Abend im Festzelt, gestaltet von den Krümmler Buam und Margarete – bekannt aus Rundfunk und Fernsehen – unter dem Motto „Volksmusik, Humor und Schwung“.

Für die Jugend wurde am Tag zuvor eine Jugend-Disco mit der Musikgruppe „Fresh“ veranstaltet. Auch diese Veranstaltung war ein großer Erfolg.

Beim großen musikalischen Frühschoppenkonzert, an dem sich ebenfalls viele befreundete Musikkapellen beteiligten, präsentierte sich auch die Jugendabteilung der Bergkapelle den Gästen. Unter der Leitung von Hans Forler präsentierte sie den Besuchern einige musikalische Leckerbissen. Hierdurch wurde nachdrücklich verdeutlicht, dass gerade die Jugendarbeit innerhalb der Bergkapelle „Vereinigung“ einen besonderen Stellenwert hat.

Im selben Jahr legte Hans Forler aus Altersgründen seinen Taktstock nieder. Diese Entscheidung kam jedoch nicht überraschend für den Verein. Der Dirigentenwechsel war vorbereitet und Rainer Bauer aus Lichtenberg bereits als Nachfolger engagiert.

Mit dem neuen Dirigenten wurde ein musikalischer Richtungswechsel, der insbesondere der Jugend entgegen kam, eingeleitet. Mit diesem Wechsel wurden auch neue Maßstäbe an Einsatz und Leistungsbereitschaft aller Aktiven gesetzt. Die Leistungssteigerung zeigte sich bereits in den Folgejahren bei Konzerten und anderen öffentlichen Auftritten der Bergkapelle „Vereinigung“ und fand bei der Bevölkerung ein uneingeschränktes positives Echo.

Anfang 1995 konnte dann Heiner Wellnitz als Kapellmeister gewonnen werden, der Rainer Bauer als musikalischen Leiter und Dirigenten ablöste. Heiner Wellnitz, erster Trompeter am Staatstheater Wiesbaden, Lehrbeauftragter für den Fachbereich Musik an der Gutenberguniversität Mainz und Solotrompeter (Primanus) der Mainzer Dombläser, gab dem Verein einen enormen Leistungsschub. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Bergkapelle „Vereinigung“, aufbauend auf der geleisteten Arbeit unter Rainer Bauer, in den darauffolgenden Jahren zu einem Spitzenorchester in der Region.

Musikalische Höhepunkte in den Jahren 1995 und 1996 waren u.a. Konzerte am Staatstheater Wiesbaden, die nicht zuletzt durch die Leistung und den Einfluss von Heiner Wellnitz ermöglicht wurden.

1997 konnte eine Konzertreise ins Berchtesgadener Land als Höhepunkt in die Vereinschronik aufgenommen werden. Diese Konzertreise wurde, auch wie die vergangenen, ein großer Erfolg.

Das 95-jährige Bestehen wurde im Rahmen eines „kleinen“ Musikfestes, dem Anlass angemessen, unter Mitwirkung von befreundeten Kapellen und Chören am 6. und 7. Juni 1998 im Pfarrheim gefeiert. Das Geburtstagsjahr wurde musikalisch mit dem traditionellen Frühjahrskonzert gewürdigt. Im Verlauf des Jahres wurden weitere musikalische Höhepunkte geboten, und zwar am 3. Oktober 1998 ein Bayerischer Abend im Vereinslokal, der Gaststätte „Zur alten Kapelle“, sowie am 1. Adventssonntag die musikalische Gestaltung der hl. Messe.

Fortan wurde die musikalische Mitgestaltung der hl. Messe zum 1. Adventssonntag in den jährlichen Terminkalender neben vielen anderen traditionellen Auftritten, wie z.B. Begleitung der Prozessionen an Fronleichnam und am Kirchweihfest, Unterstützung des Pfarrfestes und des Weihnachtsbasars, um nur einige zu nennen, aufgenommen.

 

Der Jahrhundertwechsel

Konzert im Frühjahr 1999 mit Dirigent Michael Schmidt

Mit dem sich ankündigenden Jahrhundertwechsel, der zugleich der Beginn eines neuen Jahrtausends war, ergaben sich einige personelle Veränderungen. So legte Heiner Wellnitz im Herbst 1998 den Taktstock nieder. Aus beruflichen Gründen und der stets zu überbrückenden Entfernung zwischen Dienstort Wiesbaden und Birken-Honigsessen musste er die musikalische Leitung des Vereins aufgeben.

Der glückliche Umstand, dass Michael Schmidt, Berufsmusiker beim WDR Rundfunkorchester (Schlagzeug), der bereits seit 1996 den Verein und Heiner Wellnitz als Vizedirigent sowie stellvertretender musikalischer Leiter unterstützte, die Stabführung übernahm, sicherte eine kontinuierliche Arbeit und Weiterentwicklung der Bergkapelle.

Zur Hauptversammlung im Januar 2001 legte der seit 1984 amtierende 1. Vorsitzende Friedhelm Steiger sein Amt nieder. Dieser Schritt und die Entscheidung war im Vorfeld der Jahreshauptversammlung einvernehmlich im Vorstand und mit allen Aktiven besprochen worden.
Als Nachfolger wurde Michael Stricker gewählt. Friedhelm Steiger blieb jedoch als Beisitzer dem Vorstand erhalten, um so auch weiterhin dem Verein mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und nicht zuletzt seinen Nachfolger zu unterstützen, wo immer es gewünscht war.

Im Jahr 2000 veranstaltete die Bergkapelle nach langer Planung und Vorbereitung erstmals ein Waldfest. Als Termin wurde der Himmelfahrtstag, der so genannte „Vatertag“ gewählt. Der geeignete Ort waren die „Bechers Birken“. Der Ort wurde der Bergkapelle dankenswerterweise zu diesem Zweck von der Familie Vinzenz Becher zur Verfügung gestellt. Ein idealer Ort für eine derartige Veranstaltung.

So wurde dieses Fest auch ein unvergessener Erfolg, der sich in den darauffolgenden Jahren noch steigerte. Der Erlös aus dem Waldfest wird überwiegend für die Jugendarbeit eingesetzt.

Unerwartet kam die Entscheidung von Michael Schmidt, den Verein im Herbst 2002 zu verlassen. Die Begründung lag in der Übernahme eines anderen größeren Vereins aus der Region. Diese Entscheidung traf die Bergkapelle hart, zumal der Weggang und der dadurch notwendige Dirigentenwechsel gerade in die Vorbereitungszeit des großen Jubiläums anlässlich des 100jährigen Bestehens der Bergkapelle im Jahre 2003 fiel.
Aber auch hier war das Glück auf Seiten der Bergkapelle. Der frühere Dirigent Rainer Bauer aus Lichtenberg, der den Verein von 1993 bis 1995 musikalisch betreut hatte, signalisierte Bereitschaft, den Verein erneut als Dirigent zu übernehmen. Rainer Bauer wurde engagiert, wodurch die Kontinuität in der musikalischen Arbeit gesichert war.

Jugendarbeit beginnend mit der musikalischen Früherziehung
Der wiederholte personelle Wechsel in der musikalischen Leitung hatte auch die Jugendarbeit beeinträchtigt. So wurden seit 2000 mit verschiedenen Institutionen Gespräche geführt, um hier zu einer dauerhaften und für die Vereinsentwicklung positiven und zukunftsweisenden Lösung zu gelangen. Das Ergebnis führte zu einer Vereinbarung mit der Kreismusikschule Altenkirchen, die musikalische Früherziehung ab dem Schuljahr 2001/2002 hier im Ort durchzuführen. Dankenswerterweise stellte die Ortsgemeinde der Bergkapelle bzw. der Kreismusikschule zu diesem Zweck einen Klassenraum in der Grundschule zur Verfügung. Die Anmeldung und Betreuung der Kinder erfolgt über bzw. durch die Bergkapelle „Vereinigung“. Die sich an die musikalische Früherziehung anschließende Instrumentalausbildung im Grundschulalter soll ebenfalls vor Ort durch geeignetes Lehrpersonal angeboten und durchgeführt werden.

Dem Aktiven Andreas Vieth wurde vom Vorstand die Aufgabe der Jugendbetreuung übertragen, der sich dieser dann auch mit großen Engagement widmete.

Dieses neue Angebot der Bergkapelle an die Eltern und Kinder fand großen Zuspruch. So konnte zum Schuljahr 2001/2002 eine Gruppe, im Schuljahr 2002/2003 zwei Gruppen der musikalischen Früherziehung gebildet und unterrichtet werden. Das Interesse für das Schuljahr 2003/2004 zeigte sich entsprechend groß.
[…]

Chronik bearbeitet und verfasst, anlässlich des 100jährigen Bestehens (veröffentlicht in der Festschrift):
Friedhelm Steiger Birken-Honigsessen, den 30. April 2003

 

100 Jahre Bergkapelle

Vom 20. bis 22. Juni 2003 feierte die Bergkapelle ihr 100jähriges Bestehen. Das Fest wurde in Form eines Zeltfestes auf dem Schützenplatz, dem Anlass angemessen, groß gefeiert.
Der Freitag stand im Zeichen eines Festkommers, den die Bergkapelle mit befreundeten Musikapellen, den Ortsvereinen und einer Reihe von Ehrengästen, darunter Schirmherr Dr. Alfred Beth, Landrat des Kreises Altenkirchen, bestritt. Im Anschluss spielten die „Dicke Backen“ der Stadt- und Feuerwehrkapelle Wissen.

Für den Samstagabend hatte die Bergkapelle die Tanz- und Showband „Tiroler Nachtschwärmer“ engagieren können. Auch dieser Abend wurde mit ausgelassener Stimmung und einem vollen Zelt gefeiert.

Höhepunkt des Festes war eindeutig der Festumzug durch den Ort am Sonntag den 22. Juni 2003. Er stand unter dem Motto „Wie vor hundert Jahren“. 17 Musikapellen und Spielmannszüge und 11 Ortsvereine waren daran beteiligt. Man konnte mit Fug und Recht behaupten: Hier war der ganze Ort auf den Beinen. Die einzelnen Gruppen hatten sich bei der Gestaltung ihrer Themen viel Mühe gegeben, so sah man eine Kartoffelernte vor hundert Jahren, eine alte ehrenwerte Schützengesellschaft, Schule vor hundert Jahren und und und. Den beteiligten Gruppen gilt bis heute der Dank der Bergkapelle. Der Umzug ist in die Chronik der Bergkapelle eingegangen und ein Unvergessenes Erlebnis. Sicherlich der Höhepunkt der bisherigen Vereinsgeschichte.

Chronik wird fortgesetzt.

 

Die Bergkapelle im Jubiläumsjahr 2003